“Richtig” Eltern sein in Zeiten von Corona

Wie verhalte ich mich gerade “richtig”. Es ist der 7. April 2020, wir sind in der vierten Woche des Shutdown wegen Corona. Ich fühle mich angegriffen, bin mitfühlend, bin durcheinander. Es ist gerade die Zeit Entscheidungen zu fällen, kleine, aber auch große die weitreichende Folgen haben können.
Kurze Beschreibung der Situation, die mich schwer zu denken anregt. Wir haben einen kleinen Garten, ein Segen in dieser Zeit, an dem Garten grenzt getrennt von einer Mauer der Hof von einem Häusertrakt von Genossenschaftswohnungen. In normalen Zeiten klettert ein Nachbarsmädchen, welches mit meinem ersten Kind zu Kita geht zu uns rüber, oder mein Sohn zu ihr rüber und sie können spielen, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt. Was wünscht man sich mehr für die Kinder. Jetzt bei Corona ist es anders, wir haben es drei Wochen durchgehalten, sie zu trennen, spiele über die Mauer zu entwickeln. Nun ging es nicht mehr, der Drang zu groß und die Abwägung von Nutzen Schaden fiel eindeutig für die psychische Entwicklung und Freiheit der Kinder aus. Nun war Kind 2 natürlich auch wild entschlossen auch dabei zu sein. Ich begleitete es also mit dem Laufrad in den Hof. Keine anderen Kinder. Hunderte Augenpaare, die uns wahrscheinlich beobachteten und bewerteten, wie unterschiedlich die Bewertung ausfallen konnte wurde mir darauf sehr klar. Zunächst kam eine ältere Frau, die es selbst vergaß, den Mindestabstand einzuhalten und sagte, “wie schön, dass die Kinder spielen dürfen, wie schön, dass Kinder nicht eingesperrt sein müssen, die Regeln sollten gelockert werden, die älteren, kranken Menschen, die sowieso sterben würden, sterben einfach ein paar Jahre früher.” Krasse Ansicht.
Kurz darauf kommt eine andere ältere Dame, die kaum sprechen konnte, wegen einer Erkrankung. Zunächst wusste man nicht, meinte sie es freundlich oder nicht, das konnte man wegen des fehlenden Tonfalls nicht erahnen. Mir wurde aber schnell klar, dass sie sehr böse war, sarkastisch sagte, dass wir doch noch zehn Kinder einladen sollte, wir ignoranten Eltern. Weitere Beschimpfungen folgten.
Mir wurde einfach wieder so klar vor Augen geführt, dass uns als Familie, wir als Eltern und ich als Mutter, immer wieder so unterschiedlich bewertet werden würde, wie es Menschen gibt. Dass umso wichtiger es ist, Entscheidungen für uns zu treffen, mich frei zu machen von den gesellschaftlichen Zwängen. Jetzt ist gerade die Zeit dafür, Weichen zu stellen für neue gesellschaftliche Ansichten und Normen, sich frei zu machen von der Altlast älterer Generation und Zeiten. JETZT ist die Zeit dafür, für sich Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für sich, die Kinder, die Familie und die neue Gesellschaft zu übernehmen. Ich übe mich darin, jeden Tag!

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